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Künstler: Bloc party

Album: A weekend in the city

Erscheinungsjahr: 2007

Anspieltipp: I still remember

Autor: Markus

Anspruchsvolle Popmusik - gibt es so etwas überhaupt? Zugegeben, alleine unter Zuhilfenahme der Wortzusammensetzung (Popmusik als Abkürzung für populäre Musik) wird sich diese Frage wohl nur unzureichend beantworten lassen. Dennoch entsteht dem gerade angesprochenen Denkansatz folgend und insbesondere dem Attribut „populär“ Rechnung tragend, häufig der Eindruck, als würde alleine durch die Qualifizierung etwaiger Tonkunst als Popmusik jedweder Anspruch aberkannt. Wie kann Musik, die bewusst für die breite Masse konzipiert wurde, höchsten qualitativen Anforderungen gerecht werden, wenn man bereits während der Entstehung derselben auf einen möglichst breiten Absatzmarkt geschielt hat? Bedeutet künstlerische Freiheit nicht vielmehr die Loslösung von kommerziellen Interessen und die (zumindest weitgehende) Fokussierung auf die eigenen Vorlieben des Erschaffers?

Nun, mit Sicherheit liegen derartige Gedanken den vier Jungs von Bloc Party gänzlich fern. Und wisst Ihr was? Das ist auch gut so. Wenngleich sich das englischen Quartett bereits mit dem bandeigenen Debutalbum „Silent alarm“ anno 2005 eine goldene Nase verdiente und somit schnell den Stempel „Popmusik“ aufgedrückt bekam, gab es nicht wenige echte Musikliebhaber nebst etlichen Anhängern diverser Subgenres, die der Tonkunst der aufstrebenden Formation etwas abgewinnen konnten. Diesen Spagat schaffen nicht viele Bands, für Bloc Party scheint dies jedoch kein Problem zu sein. Worin liegt also das Geheimnis jener aufstrebenden Formation, die es ohne Schwierigkeiten schafft, sowohl der breiten Masse als auch weniger kalkulierbaren Individuen zu gefallen?

Im Grunde genommen borgen sich Bloc Party seit jeher altbekannte Zutaten. Sie stehlen unverhohlen Elemente aus Dance, New Wave, Punk und Indie Rock, schaffen es aber aus diesen Versatzstücken einen unverkennbaren und neuartig anmutenden Bandsound zu formen. Das war schon auf „Silent alarm“ so. Das ist es auf „A weekend in the city“ erst recht. Will heißen: Der geneigte Zuhörer  kommt es keinesfalls mit einem faden Aufguss des erfolgreichen Debutalbums zu tun (ganz sicher sogar mit einer kompositorischen Steigerung), dennoch weiß man zu jedem Zeitpunkt, welche Band hier aufspielt. Die insgesamt elf neuen Songs gehen etwas weniger offensichtlich in die Gehörgänge des Konsumenten über, glänzen durch andersartige Ideen und wollen durchaus zunächst ein paar Mal genossen werden, bis sie sich gänzlich entfalten. „Schuld“ an diesem Umstand ist die etwas ruhigere, manchmal gar balladeske Ausrichtung des neuen Machwerkes. Vor allem in der zweiten Hälfte des Albums haben sich einige, mit überdeutlicher melancholischer Schlagseite ausgestattete Kompositionen versammelt („On“, „Kreuzberg“, „SRXT“). Aber keine Angst, die viel gerühmte Tanzbarkeit ist nur marginal zugunsten einer etwas höheren Dosis Tiefgang zurückgeschraubt worden. Es gibt noch immer äußerst eingängige und von mir aus auch tanzbare Tracks wie das grandiose „Hunting for witches“ oder die gänzlich eingängige erste Singleauskopplung „The prayer“. Allen Stücken gemein ist der häufig sehr dominant in Erscheinung tretende  Einsatz elektronischer Elemente.  Das äußert sich nicht selten in pumpenden Tanzhallenbeats („Where is home?“) oder auch tragenden Synthesizermelodien („I still remember“).

Sicherlich mutet die Singstimme von Frontmann Kele Okereke zunächst gewöhnungsbedürftig an, agiert selbiger doch bisweilen in eunuchenartigen Tonregionen („Song for clay (Disappear here)“), dennoch wünscht man  bereits nach dem dritten Hördurchlauf keinen anderen Vokalisten mehr. Wenn Mr. Obereke dann auch noch im besten Track der Platte, dem unkonventionell arrangierten „Uniform“, in Robert Smith-artige Gefilde abdriftet und somit einen geschickten The cure Querverweis liefert, wendet sich ohnehin alles zum Besten. Der urbane Charme, welcher das Album über die gesamte Spieldauer umgibt, ist nicht unwesentlich dem lyrischen Konzept geschuldet, das dem Plattentitel entsprechend einen umfassenden Einblick in das Wochenendleben in der Großstadt liefert. Aber Bloc Party sind weit davon entfernt, einen schlichten Lobgesang auf das Spaßleben in ihrer Heimatstadt London zu entwerfen. Nicht selten äußern sie kritische politische Gedanken („Hunting for witches“) oder arbeiten persönlich Erfahrungen auf („Where is home?“).

Anspruchsvolle Popmusik – gibt es so etwas überhaupt? Nach dem hundertfachen Konsum von „A weekend in the city“ bin ich mir ziemlich sicher, es gibt sie. Alles was Ihr noch tun braucht, um in den Genuss selbiger zu kommen, ist Eure Stereoanlage mit diesem Prachtexemplar von einem Album zu füttern. Also worauf wartet Ihr noch? Ab zum Plattendealer Eueres Vertrauens.

 

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